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Wieland-Ausstellung „Grün kaputt“

Am letzten Tag der Ausstellung habe ich es heute noch in die Galerie Litvai im Ainmillerhof geschafft, um die (verkürzte) Ausstellung anzuschauen, die die Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger (Grüne) dort dankenswerter Weise nach Landshut geholt hat, nachdem Bund Naturschutz und ihr Landtagskollege Hans Urban (ebenfalls Grüne) eine Wiederauflage der Aufstellung organisiert hatten. Sie basiert auf dem Dokumentarfilm „Grün kaputt“ (1983), und hat leider gar nichts an ihrer Aktualität verloren.

Den Ausstellungsführer aus dem Raben-Verlag habe ich seit vielen Jahren im Bücherschrank und schon mehrmals gelesen. (Der Raben-Verlag saß in der Frohschammer Straße in Schwabing, dort hatte auch „PRO REGENWALD“ Räume, wo ich als Forststudent zum Teil mitgeholfen habe.). Dieter Wieland hat mir das Buch am 14.3.2004 beim Kurzfilmfestival nach der Vorführung seines Films „Topographie Landshut“ auch mit Widmung signiert. (Schwabing hat sich, wie viele Teile Münchens, in den letzten Jahrzehnten sehr verändert, von der „Weltstadt mit Herz“ mit gemütlichen Münchner Hinterhöfen ist nur noch an relativ wenigen Stellen etwas übrig geblieben, die der Investment- und Immobilienrausch bisher noch verschont hat. Ein Verlustprozess, der schleichend beginnt, und viele Menschen erkennen solche Veränderungen leider erst (zu) spät.).

Die Ausstellung dokumentiert, wie aus unseren Dörfern und Städten Orte für Autos statt für Menschen und Begegnungen wurden, Orte aus Beton und Asphalt, ohne funktionsfähige Durchgrünung bzw. bestenfalls noch mit Alibi-Grün. Eine Entwicklung, die immer noch weiter anhält, wenn wir sie nicht stoppen und aktiv mehr Grün in die Städte zurückbringen. Die Schottergärten der heutigen Zeit setzen dem ganzen die Krone auf.

Dennoch wird aktuell die für Landshut diskutierte Freiflächengestaltungssatzung als Gängelei empfunden bzw. dargestellt bzw. eine solche befürchtet. Und das soll sie auch tatsächlich nicht sein. Alle Formen von Garten sollen ihren Platz haben, die gern mal verteufelte Thujenhecke oder andere Koniferen, immergrüne Sträucher, alles hat seinen Platz und gerade die Vielfalt macht die Gartenlandschaft der Stadt potenziell so wertvoll, wie unter anderem die Bücher von Professor Reichholf zum Thema dokumentieren.

Daher: ja zur Pflicht zum Grün, das ist letztlich auch nur eine Bestätigung der Vorgabe des Art. 7 des Baugesetzbuches:

„(1) Die nicht mit Gebäuden oder vergleichbaren baulichen Anlagen überbauten Flächen der bebauten Grundstücke sind

  1. wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und
  2. zu begrünen oder zu bepflanzen“

Eine Freiflächengestaltungssatzung, als Teil einer Ortsgestaltungssatzung, und eine Baumschutzverordnung sichern letztlich nur die Gemeinwohlbelange zum Stadtgrün.

Damit die „Gärten des Grauens“ weniger werden statt immer mehr.

Sie sollen die Bürger nicht gängeln oder einschränken, sondern nur die vorgenannte Vorgabe als weit offenen Rahmen, aber doch in ihren Grenzen (keine maximale Versiegelung, keine Schottergärten) klar definieren.

Es geht unter anderem auch um unser Stadtklima, damit wir im „Urban heat island“ der Zukunft immer noch Bedingungen finden, die für uns auch in heißen Sommern erträglich sind.

Quellen:

Reichholf, J. (2007): Stadtnatur – eine neue Heimat für Tiere und Pflanzen. – München (oekom verlag), 320 S.

Wieland, D., Bode, P.M. & Disko, R. (1983, Hrsg.): Grün kaputt. Landschaft und Gärten der Deutschen (Ausstellungkatalog, 12. Aufl. 1992). München (Raben-Verlag), 215 S.

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7. Podiumsdiskussion: Klima, Natur, Verkehr

Umweltbelange standen bei der siebten Podiumsdiskussion im Pfarrsaal von St. Martin am vergangenen Montag auf dem Programm. In dem Dreiklang aus Klima, Natur und Verkehr ging aber leider der Umweltschutz fast ganz unter.

Denn Umwelt ist auch und gerade das, was wir als Menschen für ein gesundes Leben brauchen. Also frische Luft, aber auch Sicherheit vor der unkontrollierbaren Mobilisierung von Altlasten durch allzu sorglose Bauaktivitäten in Altlasten-Verdachtsgebieten und die damit einhergehende Verseuchung des Grundwassers mit krebserregenden Stoffen, wie aktuell im Klötzlmüllerviertel auf dem ehemaligen Röderstein-Gelände. Die Auswirkungen sind noch gar nicht absehbar, und ohne ÖDP wäre bereits alles schon wieder bebaut und nicht lange erst untersucht, mit nicht mehr rückgängig zu machenden Konsequenzen für die Gesundheit der Bevölkerung im Stadtwesten und unser Grundwasser.

Im Klimawandel brauchen wir mehr Bäume, und diese sollten an aller erster Stelle viel besser geschützt sein. „Ist ja bloß ein Nadelbaum“ darf zukünftig kein legitimer Grund mehr sein, wie aktuell westlich der Querstrasse – bei einer total unverhältnismäßigen Nachverdichtung – den Baumschutz einmal mehr dem Bauwahn zu opfern. Der „Landshuter Klimawald“ ist ein tolles Projekt, aber Landshut opfert andererseits jedes Jahr mit etwa 500 Altbäumen in der Summe das Äquivalent eines Hektars Wald an Stadtbäumen der Rodung, meist ohne Not. Stadtbäume erzeugen Frischluft in Downtown LA, filtern Staub, UV-Strahlung, Lärm und sind ein Sichtschutz, sie halten Niederschläge zurück und binden CO2. Baumerhalt muss im Zweifelsfall Vorrang haben.

Die Kontrolle der Bebauungspläne, ein ÖDP-Antrag, hat dem Stadtgebiet binnen kurzer Zeit mehr als 1000 neu gepflanzte Bäume eingebracht, auch das ist ein „Klimawald“. Im Prinzip bin ich aber immer für den vorrangigen Erhalt des Gewachsenen statt der Zerstörung und dem Neu-Anlegen.

Beim Klimaschutz hat bisher vor allem der Verkehr seinen Beitrag nicht geleistet, sondern sich weitgehend auf Tricksereien beschränkt. Wenn jetzt durch Bundesgesetze Strompreis und Heizkosten steigen, ist das aber nicht unbedingt sozialverträglich, denn das belastet kleine Einkommen überproportional, obwohl diese nicht die „Hauptschuldigen“ am Klimawandel sind, im Gegenteil.

Der Verkehr wurde auch thematisiert, und dabei ging es einmal mehr um die „Westtangente“, das große Prestigeobjekt des amtierenden OB und eines der Beispiele, wie Landshut sich selbst im Weg steht. Die Befürworter plädieren dafür, dass man sich an den Bürgerwillen halten soll, doch den meisten Bürgern war gar nicht bewusst, dass die Weiterführung in den Landkreis ungeklärt und damit die erhoffte Verkehrswirkung sehr überschaubar ist (nur ca. 10% Reduktion auf der Luitpoldstraße laut Verkehrsgutachten), bei zusätzlicher Verlärmung des Landshuter Westens (man denke an das aktuelle Entsetzen im Isental), Zerschneidung geschützten Auwaldes und immenser Baukosten. Und außerdem gab es ja bereits davor einen Bürgerentscheid, an den man sich letztlich auch nicht gebunden gefühlt hatte – warum eigentlich nicht? Ich bin für einen neuen Entscheid, wenn jetzt Alternativen auf dem Tisch liegen, die wir seitens ÖDP ins Spiel gebracht haben: die Aktivierung von bis zu fünf Stadtbahn-Haltepunkten, die bereits im Flächennutzungplan stehen, die Wiedereinführung einer Tram als idealem Transportmittel im Stadtverkehr (viel besser als Busse und in vielen vergleichbaren Städten nicht wegzudenken) und die systematische Schaffung sicherer Radwege und Fahrradstraßen in allen Stadtvierteln.

In diesem Zusammenhang konnte ich allein von drei Vorkommnissen aus dem Bereich zwischen Bahnhof und Innenstadt berichten, wo in meinem persönlichen Umfeld Unfälle und Beinahe-Unfälle passiert sind, unter anderem einem älteren Herrn, der vor ca. 2 Jahren auf der Berliner Brücke, d.h. der Bahnhofskurve der Luitpoldstraße von einem Raser zu Fall gebracht worden war, ich ihn dann hilflos mitten auf der Straße liegend vorfand und von der Straße ziehen mußte. Wir brauchen unbedingt sichere Fahrradstraßen in allen Stadtvierteln, jeder Unfall oder auch Beinahe-Unfall ist einer zu viel, und hier hat der Stadtrat im letzten Jahr daher falsch entschieden und sollte dies noch einmal überdenken. Ich bin nämlich auch der Meinung, dass es nicht die fehlenden städtischen Subventionen für Elektrofahrräder sind, sondern an allererster Stelle die fehlenden sicheren Radverbindungen, die verhindern, dass noch mehr Menschen das Rad nutzen. Die Einschränkungen bzw. Lenkungswirkungen des motorisierten Verkehrs in diesem Zusammenhang sind zumutbar, weil Alternativen bestehen, der Zugewinn an Sicherheit für uns Radfahrer aber immens. Solche neuen Wege sollten wir in Zukunft öfter mal mit etwas mehr Mut gehen.

Zum Naturschutz und speziell der Ochsenau ist meine Position schon ausreichend dargestellt worden. Dazu nur so viel als Replik in Richtung OB: wenn hier nicht ehrenamtlich tätige Vereine durch ihre Erhebungen beispielsweise zu deutschlandweit vom Aussterben bedrohten, geschützten Wiesen-Pilzen auf die Nicht-Ausgleichbarkeit der Zerstörung hingewiesen hätten, wenn ich nicht im Oktober 2018 in dem kleinen Kiefernwäldchen einen bayernweit stark gefährdeten winzigen Stäublingskäfer im Totholz gefunden hätte, dann wäre jetzt die Bebauung naturschutzmäßig wohl schon „durch“ und vor allem auch dieses Wäldchen gerodet, als vermeintliche „Ausgleichsmaßnahme“. Das sind also keine Lorbeeren der Stadt, wenn man das Gesamtbild betrachtet. Und dass die Untere Naturschutzbehörde, als Unterabteilung des Ordnungsamtes angesiedelt, weisungsgebunden ist, ist auch kein guter Zustand, denn sie wacht – eigentlich nur dem Gesetz verpflichtet – über die Einhaltung bayerischer Naturschutzgesetze.

Insofern kann der OB, der mich übrigens wie meine Mitbewerberin zur Rechten mehrfach unterbrach – dies sind die einzigen beiden Mitbewerber, die ständig während allen Podiumsdiskussionen mehr oder weniger laut den anderen Teilnehmern während deren Beiträgen zu widersprechen müssen meinen oder zumindest laut vor sich hin widersprechen – insofern kann also der OB ruhig von einer „Unverschämtheit“ meinerseits sprechen. Was war übrigens meine vermeintliche „Unverschämtheit“: darauf hinzuweisen, dass die Stadt kostenlose, UNABHÄNGIGE Erhebungen durch TU München, Zoologische Staatssammlung und Naturwissenschaftlichen Verein ablehnte, weil man es „so genau gar nicht wissen wolle, was denn da vorkommt“, wie ich es umschrieb. Aber was wäre sonst der Grund gewesen, diese Erhebungen abzulehnen, außer, dass die erhebliche Gefahr bestanden hätte, dass diese weitere zahlreiche Artfunde geschützter, extrem seltener und gefährdeter Arten ans Licht bringt? Bittesehr, ich finde es eine Unverschämtheit, dass ich meinen Redebeitrag nicht zu Ende sprechen darf, denn ich unterbreche Herrn Putz und Frau Hagl bei ihren Beiträgen ja auch nicht.

Warum der Moderator hier nicht einschritt, sondern ich mich selbst wehren und einfordern mußte, dass ich bittesehr zu Ende sprechen darf? Und warum er der Mitbewerberin mit den stets sehr langen Redebeiträgen dann sogar noch eine vom gefragten Thema abweichende Attacke auf mich durchgehen ließ, ohne mir die Gelegenheit zur Replik zu geben, habe ich nicht verstanden.

Insgesamt jedenfalls eine wichtige Veranstaltung, und es wurden bei vielen wichtigen Themen die Unterschiede der Kandidaten klar.

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Radlsafari zu Landshuter Stadtbäumen

Wir hatten zum Thema „Bäume in der Stadt“ zu einer Radltour geladen, und fast 50 Teilnehmer konnten die beiden Stadträtinnen Christine Ackermann und Elke März-Granda und ich bei bestem Spätsommerwetter begrüßen. Ungefähr genauso viele Bäume wurden in einer etwa zweistündigen Radlsafari durch den städtischen Baumbestand erkundet. Das entspricht auch etwa dem Verhältnis von Baum zu Einwohner in den meisten deutschen Städten, und wird wohl auch für Landshut so
stimmen (wo man zwar die Zahl der Einwohner ziemlich genau kennt, nicht aber die genaue Zahl der Bäume): also etwa ein Baum pro Einwohner – Waldflächen nicht mitgerechnet.

Gleich am Ausgangspunkt plädierte ich für eine stärkere Berücksichtigung seltener heimischer Bäume wie der Flatterulme. Die kerngesunden Exemplare rund um das Bahnhofsgebäude zeigen, dass diese Baumart für städtische Verhältnisse sehr gut geeignet sei. An erster Stelle sollten solche seltenen heimischen Arten verstärkt berücksichtigt werden, und an zweiter Stelle durch frostharte südeuropäische Arten ergänzt werden, wie den entlang der Route besichtigten Silberlinden, Flaum-, Zerr- und Ungarischen Eichen und der Manna-Esche.

Auch die „Netzwerkplatane“ wurde besichtigt, mit ihren 3,92 Metern Stammumfang ein echter Gigant. Studien der TU München haben ergeben, dass eine 75jährige Platane einer jährlichen Kühlleistung von 92.000 Kilowattstunden entspricht. Mit ihrer ausladenden Krone trägt diese Hybridplatane also wesentlich zu einem gesünderen Kleinklima am Bahnhofsvorplatz und im Netzwerkgebäude bei. Die zahlreichen weiteren Leistungen von Bäumen (pro Baum und Jahr) sind ebenfalls beachtlich: etwa 30 Kilogramm Kohlendioxid wird in Holz und Wurzeln festgelegt. Auch werden durch die Blätter stolze zwei Gramm Feinstaub gebunden. Ferner werden etwa 300 Liter Regenwasser zurückgehalten – durch „Interzeption“ in der Krone und Versickerung im Boden. Auch sehr wichtig: der Spiegel des Stresshormons Cortisol kann durch den Kontakt mit Bäumen nachweislich um 25 bis 50% gesenkt werden, was man heute als „Waldbaden“ bezeichnet und bei Bertold Brecht noch als „Menschenfreude“ beschrieben wurde. Die Nutzholzfunktion gibt es obendrein nach der Fällung und erzeugt wertvolle, klimaneutrale Energie. Aber die Fällung von Stadtbäumen sollte immer vorher gut geprüft werden.

Die Lebensraumfunktion der Bäume konnte ich anhand der winzigen Larven der Gitternetz-Platanenwanze erläutern, deren filigrane Schönheit sich freilich erst unter einer Lupe dem Betrachter erschließt. „Die Gitternetz-Wanze an der Netzwerkplatane“ zeigt somit auf, dass dieser Baum auch einen Beitrag gegen das Insektensterben leistet. Er ist durch die Baumschutzsatzung aus gutem Grund geschützt und sollte keinesfalls drei Parkplätzen weichen dürfen.

Leider ist der seit 1987 in der Stadt bestehende Baumschutz jedoch etwas, das immer wieder im Vollzug erkämpft werden muss – die beiden Stadträtinnnen konnten ein Lied davon singen. Illegale Fällungen und eine große Zahl von Genehmigungen für Fällungen (2017 waren es 394 Befreiungen) sorgen dafür, dass der Baumbestand unter Druck ist. Bei Baustellen ist es sehr wichtig, wirkungsvolle technische Schutzmaßnahmen einschließlich des Wurzelraumes vorzusehen und den Baumerhalt in den Baubescheid aufzunehmen. Sonst steht der Baumschutz nur auf dem Papier, und die Bäume werden verstümmelt oder ramponiert, und müssen dann später doch gefällt werden.

Dass Baum und Boden eine Einheit darstellen, sah man an einer absterbenden Roteiche in Nachbarschaft der Platane. In der viel zu kleinen Baumscheibe kann sich weder Bodenleben entwickeln noch genügend Wasser versickern, und beides braucht der Baum. In den immer stärker verdichteten Städten bleibt zu wenig Raum für Bäume und Natur – die aber auch unsere Lebensgrundlage ist, und im Klimawandel noch an Bedeutung gewinnt. Etwa drei Grad beträgt der Unterschied zwischen einer Fläche mit und einer ohne Bäumen im Mittel, und im Extremfall an heißen Tagen sogar bis zu 10 Grad.

Fast mystisch vor dem alten Kirchengemäuer der Christuskirche wirkten gleich drei bemerkenswerte Baumarten, der älteste Gingko-Baum Landshuts, von der Stadt als Naturdenkmal ausgewiesen, eines von derzeit 86 Naturdenkmälern im Stadtgebiet bzw. 394 Einzelbäumen mit diesem Schutzstatus (manche sind als Gruppe geschützt, wie die 52 Flatterulmen der Ringelstecherwiese). Als Baumgattung ist der Gingko 250 Millionen Jahr alt und kam vor 30 Millionen Jahren noch in Europa vor. Seine Schädlinge, aber auch sonstige an ihm lebende Arten hat er längst überlebt. Weil in der Zeit seiner Entwicklung viel Vulkanismus herrschte, kommt er sehr gut mit schlechter Luft zurecht.

Gleich neben dem Gingko stehen zwei amerikanische Zürgelbäume und eine Lawson-Scheinzypresse. Dieser Nadelbaum, meist als Heckenkonifere gepflanzt, zeigt hier sein Potenzial als echter Waldbaum, der in seiner westamerikanischen Heimat bis 60 Meter hoch und für Kanus und Totempfähle verwendet wird. Der Bedarf daran ist zwar in Landshut „überschaubar“, aber das Holz dennoch vielseitig verwendbar und im Außenbereich haltbar.

Alle Sinne werden von den Bäumen angesprochen, auch der Geruchssinn, wie beim Röcklturm erfahren wurde. Die zerriebenen, bereits trockenen (also braunen) Fallaub-Blätter des auch als „Pfannkuchenbaum“ bezeichneten Katsurabaumes verströmen diesen leckeren Duft, wie wir uns vergewissern konnten.

Auch einige gefällten Bäume wurden besichtigt, wie die Sibirische Ulme in der Papiererstraße, die noch dazu zur Hälfte auf Stadtgrund gestanden hatte. Hier sollte als Ersatz eine Flatterulme gepflanzt werden, wie ich finde. Sie wäre eine wesentliche Bereicherung für Stadtbild und das Stadtklima, oder mit anderen Worten: eine Zierde für den Platz vor dem Hotel, sowie ein Schatten-, Sauerstoff- und Luftfeuchte-Spender. Dass sie einmal im Jahr ihre Samen abwirft, von manchen Leuten irrig als „Dreck machen“ bezeichnet, sollte dank der Erfindung des Besens eigentlich kein allzu großes Problem sein – außerdem binden Bäume in Wirklichkeit Dreck (Feinstaub!) – siehe oben.

Schräg gegenüber zeigte eine schlanke, hochgewachsene Blaufichte uns eindrucksvoll, auf welch schmalen Flächen vitale und stadtbildprägende Bäume noch wachsen können, wenn ihr Wurzelraum ausreichend sei. Das sind ausdrücklich auch Nadelbäume, denn sie böten im Winter den Vögeln einen Lebensraum (zum Beispiel dem winzigen Wintergoldhähnchen oder dem Fichtenkreuzschnabel). Besichtigt wurden als Beispiele für stattliche Nadelbäume Exemplare von Gemeiner Fichte, Stechfichte, Douglasie, Coloradotanne und Weißtanne. Letzterer Baum leidet allerdings in der Stadt nach wie vor unter der Luftverschmutzung. Auch im Winter binden Nadelbäume Staub und schirmen Lärm ab – immerhin 0,2 Dezibel pro Meter Pflanzreihe.

Hier erklärte ich, warum das Waldsterben ein Sieg von „David gegen Goliath“ gegen eine vorher ausgehandelte Absprache von Schwerindustrie und Politik war, um dieser teure Entschwefelungsanlagen zu ersparen, die beim Verbrennen von Kohle Schwefeldioxid herausfilternd. Erst der Bürgeraufstand aus Sorge um den geschädigten Wald brachte die damalige Bundespolitik dann zur Vernunft. Ohne diesen Aufstand wären zweifellos die Schäden weit gravierender ausgefallen – die damaligen Warnungen waren also keineswegs unberechtigt, sondern im Gegenteil sehr wirkungsvoll. Parallelen zu heutigen Umweltthemen sind nicht ganz zufällig.

Die vorletzte Station führte zu der dicksten Flatterulme Landshuts im wunderbaren Park der Nikolakirche. Sie hat sogar die Bombardierung des nahegelegenen Bahnhofs zum Ende des zweiten Weltkriegs überstanden und strotzt mit ihren 4,32 Metern Umfang nur so vor Vitalität. Nur an dieser Baumart leben die hübsche Hahnkammgallmilbe und der Ulmenblattfloh. Ich konnte lobend erwähnen, dass die Stadt seit einigen Jahren verstärkt diese Baumart pflanzt, besonders entlang der Isar-Radwege. Sie sind kerngesund und sehr wüchsig und haben auch die Trockensommer gut überstanden.

Den Abschluss der Baumführung bildete eine recht unscheinbare Manna-Esche am Kopf der Bahnhofsüberführung. Der in Südeuropa heimische Baum blüht und duftet im Juni und ist dann wesentlich auffälliger. Da er gegen das Eschentriebsterben nicht empfindlich ist, sollte er verstärkt berücksichtigt werden, gerade dort, wo die Bäume nicht zu hoch werden sollen. Das wäre dann ja etwas für das Isargestade, da man Flatterulmen da ja zu hoch fand, und mit den seither gepflanzten Rotblühenden Rosskastanien und auch den jetzt gepflanzten Kirschen wohl nicht zu viel Freude haben wird.

In Europa heimische Baumarten sollten bevorzugt werden, da deren angepasste Fauna leichter ihrem Wirtsbaum zu uns folgen kann als bei einem Exoten aus fernen Kontinenten – Ausnahmen bestätigen aber die Regel, siehe Netzwerk-Platane (eine in Westeuropa entstandene Hybridbaumart aus Amerikanischer und Europäischer Platane) und die aus Amerika stammende Gitternetzwanze. Ganz wichtig ist auch eine Vielfalt an Bäumen, um Schädlingen das Leben schwer zu machen.

Mit sehr vielen positiven Aspekten des Baumschutzes in der Stadt und dem gemeinsamen Wunsch, eher mehr als weniger Bäume in der Stadt zu wollen, entließen wir nach dieser klimaneutralen Radlsafari die Teilnehmer in den Sommerabend. Wir haben viele spannende Bäume besucht,
manches über Baumschutz gehört, und vor allem auch über die Leistungen der Bäume für den Lebensraum von uns Menschen. Ich will als OB das Wachstumsziel von mindestens 1000 neuen Bäumen in den ersten zwei Jahren umsetzen, um Landshut fit für den Klimawandel zu machen und als „lebenswertes Landshut“ (unser Wahlkampfmotto) zu erhalten.

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Ein Nachmittag mit FFF Landshut

Bei sengender Sonne habe ich mich am Mittwoch mit einer Gruppe der Landshuter Fridays for Future-Bewegung in der Bayerwaldsiedlung getroffen. Wir hatten hier vor einigen Monaten seitens ÖDP Landshut bereits ein Ramadama durchgeführt, und wollten bei dem Treffen noch einmal verschiedene Aspekte rund um lokale Stadtpolitik und globaler Effekte thematisieren.

Unser Gespräch hat anderthalb Stunden gedauert und hat meinen Eindruck bestätigt, dass die FFF’ler wirklich sehr motiviert und gut informiert sind. Wir haben am Beispiel des in den 1980er Jahren an der Grenze zu Ergolding entstandenen Gewerbegebietes über Flächenfraß gesprochen, denn dieser läuft ja leider in Landshut momentan vollkommen enthemmt ab, und in dem besuchten Areal kann man gut sehen, wie sowas funktioniert. Erst braucht man dringend eine Straße, zur angeblichen Verkehrsentlastung, dann wird drumherum das Land „entwickelt“ (also versiegelt). Und dann kommt erst so richtig der Verkehr. Im konkreten Fall war das vor hundert Jahren noch sogar mal ein Niedermoor, wie ich an dem vererdeten Anmoortorf erklären konnte. Diese hier ist allerdings unrettbar verpufft, vererdet, und daher ist die Fläche auch stark gesackt. Aber andernorts- auch im Raum Landshut, wenn man das denn will – kann man Moorböden noch retten.

Total vererdeter, krümeliger Torf gast viel CO2 aus. Leider sehen fast alle Landshuter Moorböden heute so aus.

Wir haben über das globale Klima gesprochen, und die Kippelemente wie Permafrostböden, Torfmoore, Regenwald und die borealen Wälder. Und dass wir durch unser Konsumverhalten darauf Einfluss haben, zum Beispiel, wenn wir Palmölprodukte konsumieren, die oft aus Brandrodungen von Regenwaldböden stammen. Da taucht dann wieder der Torf auf, und der Wald. Die Menschheit hat in gigantischem Stil Wälder gerodet, und wir brauchen riesige Aufforstungen, um den Klimawandel zu bremsen, sagt eine aktuelle Studie. Dann lässt sich der Klimawandel vielleicht noch auf ein Maß begrenzen, der unseren Planeten nicht in vielen Regionen unbewohnbar macht.

Also Landshut aufforsten? Irgendwie schon, denn Bäume in der Stadt sind auch wichtig für den Lebensraum des Menschen. Zwei bis drei Grad kann der Unterschied sein. Mein Ziel als OB ist jedenfalls: 1000 neue Bäume (die alt werden dürfen) für die Stadt. Und zwar vielfältige, von Ahorn bis Zelkove. Denn jeder Baum ist eine Klimaanlage, Frischluftfabrik, ein Luftfilter, eine Vogel- und Insektenheimat, und – mit Brecht gesprochen – eine Menschenfreude.

Eine Freude war auf jeden Fall der Nachmittag mit FFF Landshut.

(Landshut, 24.07.2019)