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Tierwohl

Gelungene Tierschutzveranstaltung zu Füßen der Martinskirche.

Tierschutz steht im Grundgesetz. Dennoch gelten Tiere als Sache. Niemand darf ihnen ohne vernünftigen Grund Leid oder Schaden zufügen. Leider gelten Profitstreben, Preis- und Wachstumsdruck offenbar als „guter Grund“. Kükenschreddern, qualvolle Schweine-Erstickungsbetäubung mit CO2, Anbindeställe und Käfighaltung, weite Tiertransporte ohne ausreichende Versorgung mit Wasser, schlecht behandelte, nicht artgerecht gehaltene, zum Teil auch geprügelte und getretene, geschundene Tiere, das alles ist tagtäglich und vieltausendfach traurige Realität. Eine Wirtschaftsform, die importierte Futtermittel und Antibiotika in Mastfabriken an eingepferchte Tiere verfüttert, deren Fäkalien sie anschließen auf den Feldern verklappt, ist keine bäuerliche Landwirtschaft, sie ist Industrie.

Deutschland ist einer der größten Fleischexporteure der Welt und Netto-Importland von Gülle. Wir sind die Weltmeister im „Alles können, alles wollen“, die Effizienzweltmeister. Weltmeister auch im In-Die-Tasche-Lügen, wenn wir uns einreden wollen, wir seien vorbildlicher als andere Länder, hätten viel strengere Regeln, usw. usf.

Letzte Woche nun hat zu Füßen der Martinskirche ein Bündnis aus Verbänden auf viel vielfältigen Mißstände speziell beim Tierwohl, aber auch allgemein rund um die Massentierhaltung im Raum Landshut, in kundiger und kluger Art und Weise hingewiesen. Der richtige Zeitpunkt dafür, jetzt vor der Bundestagswahl. Denn unter anderem dort wird über den nicht stattfindenden Tierschutz entschieden. Tiere haben keine Stimme, geben wir ihnen eine.

Die Regierungsparteien stehen ja derzeit v.a. für eines: bei jedem der gravierenden Probleme, das dieses Land hat, zunächst mal der Problemfeststellung zuzustimmen, um dann anzukündigen, das Problem mit Schwung anpacken zu wollen. Nach so langer Zeit an der Regierung fehlt mir für einen echten Willen dazu indes der Glaube.

Was die aufgeführten Mißstände rund um die Massentierhaltung besonders unverständlich macht: das Alles ist auch sehr schlecht für unsere Gesundheit. Wenn man schon für den Tierschutz kein Verständnis aufbringt, dann sollte doch dieses Argument berücksichtigt werden. Erhebliche Pestizidrückstände im Essen, ebenso Antiobiotika-Rückstände, daraus folgende Antibiotika-resistente Keime, die die Gesundheit bedrohen können, Angsthormone der totgequälten Tiere belasten das Fleisch, hinzu kommt die Verseuchung des Trinkwassers und der Luft mit Nitrat und Ammoniak und das Zugrunderichten des Klimas als unsere menschliche Lebensgrundlage. Für die Aufbereitung des Trinkwassers explodieren die Kosten parallel zum Ausbau der Mastkapazitäten. Das wurde bei der Veranstaltung stichhaltig mit Zahlen belegt.

Hinzu kommen Massenquartiere der Billiglohnkräfte, die die Schlachtarbeit verrichten, als soziale Ghettos und als weitere Komponente einer Überlastung der städtischen Mietmärkte, v.a. im Bereich günstigen Mietraums.

Und das alles, damit das Schnitzel unverhältnismäßig billig ist und die, die das wollen, mehr Fleisch konsumieren können, als für sie gesund ist. Ja, diese Schnitzel sind billig, aber auf Kosten des Tierwohls, der Gesundheit der Umwelt, der Gesundheit der Konsumenten, des Wassers, der Luft, der Regenwaldes als grüner Lunge unseres Planeten, von wo die unvorstellbaren Mengen an Sojaschrot kommen („Qualität aus Bayern“ darf trotzdem draufstehen, fand eine Mehrheit im bayerischen Landtag), zu Lasten des Weltklimas.

Schuld an der Rücksichtslosigkeit der Ausbeutung von Natur und Kreatur durch die abendländische Kultur ist möglicherweise letztlich einer der diversen Übersetzungsfehler in der Bibel. „Macht Euch die Erde Untertan“ ist falsch, gemeint war im Original wohl „Kümmert Euch um die Erde“, „seid ihr guter Hirte.“ So ja auch die aktuelle Interpretationshilfe des Obersten Glaubenshirten. Nur, welches Gewicht hat diese späte Einsicht heute noch?

Als OB-Kandidat auch für die Tierschutzpartei setze ich mich auch im Stadtrat für das Tierwohl ein, wo sich Ansatzpunkte bieten. Ein zähes Ringen meist, und nicht hoch auf der Agenda, wie es scheint. Verschiedene Kultur-Baustellen und andere Aspirationen haben einen größeren Glanz und binden mehr Kraft und Zeit. Nicht bei mir. „First things first“, wie ich meine. Die Ziele unseres klugen Grundgesetzes zu realisieren kommt bei mir vor Prestigeprojekten.

Die Sojabohne, wichtig für vegetarische Ernährung, oder aber, viel verschwenderischer, für die Mast von Schlachttieren.

Seit kurzem hat Landshut den ersten bayerischen Weltacker, eine sehr feine Sache. Hier kann man in Schönbrunn besichtigen, wie alles zusammenhängt. Ein Hochwasser des Schweinbachs hat den liebevoll aufgebauten Weltacker bereits betroffen. Die Landwirtschaft wird selbst zu einem der Haupt-Leidtragenden eines sich dramatisch verändernden Klimas, mit mehr Schwankungen, Extremwetter-Ereignissen, Unberechenbarkeit.

Jetzt spült es uns bei Starkregen und Hochwässern die pestizidbelastete Erde von den Soja- und Maisfeldern in die Wohnviertel, wann wacht der Bürger auf und fängt an, seine Entscheidungsmacht hierüber auszuüben, an der Wahlurne und an der Supermarktskasse? Der versteckte Preis für das Billigschnitzel beträgt ein Vielfaches seines Lügenpreises, für jeden Einzelnen von uns.

Der Schweinbach beim Weltacker trug noch die Spuren des diesjährigen Hochwassers

Es findet ein Preiskampf statt, der auch für viele Landwirte mörderisch ist.

Der Unterschied zwischen Preis an der Kasse und Preis für die Gesellschaft besteht in jenen Kosten, die die Politik nicht den Verursachern zuordnet, sondern der Allgemeinheit zu zahlen überlässt. Den Parteien, die von „weniger Staat“ und Liberalisierung und der alles zum Guten regelnden Selbstheilungskraft der freien Märkte reden, sollte das klar sein. Sie stehen letztlich vor allem für eine Politik, die die Gewinne privatisiert und die Lasten der Allgemeinheit und den Schwachen aufbürdet.

Womit wir wieder beim Tierwohl und dem Allgemeinwohl sind.

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3. Podiumsdiskussion „Im Westen nichts (oder viel?) Neues?“

Heute war die dritte Podiumsdiskussion, dankenswerter Weise organisiert vom Frauenbund St. Pius und äußerst gut besucht. Es ging um Themen des Landshuter Westens.

Am Anfang konnte ich mir ein Statement nicht verkneifen, dass diese Podiumsdiskussionen so immens wichtig sind für die Meinungsbildung der Wähler, zumal ja die Presse zum Teil offenbar den Eindruck hat bzw. erweckt, seit Monaten, dass die Wahl schon gelaufen sei. D.h., wer denn mutmaßlich in die Stichwahl kommt, wenn dann auch letztlich aussichtlos gegen den Amtsinhaber. Die Umfragen, die da veröffentlicht wurden, habe ich mir erlaubt, kritisch zu hinterfragen. Schon allein angesichts des Zeitpunktes – da standen noch nicht einmal alle Kandidaten fest – und auch Umfrage-methodisch, hinsichtlich statistischer Belastbarkeit und weiterer wichtiger Aspekte.

In der Diskussion ging es dann also v.a. um den Landshuter Westen, auch wenn die Zuschauer völlig zu Recht mehrfach daran erinnern mußten. Zuerst angesprochen wurde das Thema Nahversorgung (hier kam dann meinerseits die „grüne Wiese“ „Landshut Park“ ins Spiel, die schon mehrere Ortsteil-Supermärkte auf dem Gewissen hat, und mein Ziel einer Stadt der kurzen Wege mit Begegnung- und Einkaufsorten mit Aufenthaltsqualität, die die Stadt auch stadtplanerisch erschaffen muß) und zweitens der Verkehr. Meine Botschaft: Wiedereinführung einer Tram oder einer Stadtbahn, vergleiche Regensburg (einstimmiger Beschluss des Stadtrats), kostet als Eigenanteil 30 Millionen, das ist dann auch nicht mehr als die Westtangente realistischer Weise kosten wird und bringt den Bürgern viel mehr, und dies klimafreundlich und unfallfrei. Ergänzt durch klug platzierte Radwege. Bei 58% Quell -und Zielverkehr-Anteil an dem Verkehr, den die Westtangtente aufnehmen soll, die bessere Alternative, denn das belastet keine Stadtviertel neu mit Verkehrslärm und Abgasen. Eine Radl-Schnellstraße habe ich ebenso ins Spiel gebracht wie mehr sichere Radwege, einschließlich einem am Kutschenreuther-Weg, wo bisher ein Schildbürgerstreich in bester Landshut-Manier einen solchen Weg verhindert hat

A propos Bürgerentscheid: es gab ja nun schon zwei davon zur Westtangente (2012 und 2017), und meines Erachtens fehlte es dem zweiten von 2017 rechtlich gesprochen an der nötigen Bestimmtheit, denn den Wählern war gar nicht klar, ob und wie die Westtangente weitergeführt werden kann, und das ist ja eine entscheidende Frage, die mittlerweile auch das Lager der Befürworter dieser Straße entzweit. Also: plebiszitäre Demokratie ja, sogar viel mehr davon, aber bitte mit der nötigen Transparenz der Voraussetzungen, Folgen und Kosten über das, was da zur Abstimmung steht, und mit ganz klar und auch nicht tendenziös-suggestiv formulierten Fragen. Zur Westtangente brauchen wir dann einen dritten Bürgerentscheid, auf dieser Grundlage, das ist klar.

Als weiteres Thema ging es als Frage aus dem Publikum um Hochwässer. Hier brauchen wir klügeren Hochwasserschutz. Ich halte Wasserrückhalt in den Auwäldern isaraufwärte von Landshut im Hochwasserfall für eine Win-Win-Situation: der Auwald wird revitalisiert, und das Wasser in der Fläche gehalten. Wir müssen bloß entsprechende, kontrollierte Ausleitungen von Hochwasser in den Auwald einrichten. Die Wasserwirtschaftler können so was.

Wir sollten aber auch das Wasser durch zu viel Versiegelung nicht gar so schnell aus der Fläche wegleiten, denn auch zu wenig Wasser wird in Zukunft ein – sogar sehr großes – Thema sein. Hier passieren zur Zeit viele Fehlplanungen, die zu wenig unsere Ressourcen schonen, und eine der wichtigsten davon ist nun mal das Wasser. Ganz zu schweigen davon, dass manche dieser „Nachverdichtungen“ wirklich städtebaulich sehr sehr häßlich und deplaziert sind. „Man kann auch übertreiben“ – daher: maßvolle Nachverdichtung.

Insgesamt eine interessante Veranstaltung, bei der die verschiedenen Herangehensweisen und Schwerpunktsetzungen der Kandidaten den Zuhörern sicherlich deutlich wurden.